Hansdampf
Sony HDR-PJ260VE Camcorder
Schwergewicht?
Als
ich die bunte, beinahe 2 kg schwere Camcorderschachtel aus dem
Versandkarton hob, war ich ob des Gewichts ziemlich überrascht.
Glücklicherweise stellte sich schnell heraus, dass allein die
beiliegenden Drucksachen (Handbücher in allen europäischen Sprachen)
1222 g ausmachten. Der handliche, beinahe zierlich anmutende Camcorder
wiegt mit eingesetztem (mitgeliefertem) Akku nur gerade mal 368 g und
liegt gut in der Hand.
Das Gehäuse ist aus schwarzem
Hochglanzkunststoff gefertigt. Dank dem eingemischten Minisilberglitter
sind Fingerabdrücke jedoch nicht so störend. Nur die reflektierende
Metallabdeckung auf der Displayaussenseite wirkt schnell einmal
«gebraucht».
Voll ausgerüstet
Puncto Zubehör lässt sich Sony nicht
lumpen: Neben dem separaten Netzteil, das auch als (schnellere)
Ladeoption dient, gehören ein NP-FV50 Akku, eine Fernbedienung, ein
USB-Verlängerungskabel (ein kurzes USB-Kabel ist im Camcoder
integriert), ein spezielles AV-Kabel (für Geräte ohne HDMI) sowie ein
MiniHDMI>HDMI-Kabel bei.
Folgende Anschlüsse stehen zur
Verfügung: Auf der Handschlaufenseite hinter einer Schiebeabdeckung DC
In (fürs Netzteil) und A/V (zur Verwendung mit dem oben erwähnten
AV-Kabel), unter dem LCD Display durch eine Zusatzklappe geschützt ein
Kopfhörerausgang, ein Stereomikrofoneingang (beide 3,5 mm), die MiniHDMI
Buchse sowie eine MiniUSB Buchse.
Bedienelemente
Der
Sony PJ260VE ist besonders benutzerfreundlich konstruiert, verfügt über
wenige konkrete Bedienelemente: Start/Stopp, Zoom, Mode und Photo sind
ergonomisch korrekt angesiedelt. Gerade dass es einen Fotoauslöser an
einer «verwackelungsarmen» Stelle und nicht nur einen virtuellen auf dem
Display hat, finde ich lobens- und erwähnenswert. Unter dem Display,
also nur in ausgeklappten Zustand erreichbar, finden wir einen
Powerbutton, den Umschalter zum Play-Modus sowie den Projektoraktivator.
Der Fokussierschieber für den Projektor befindet sich auf der Oberkante
des LCD-Displays, in dem auch der Projektor integriert ist.
Alles
weitere wird übers Menü gesteuert, wobei im Aufnahmemodus auf dem
Display sowohl ein Start/Stopp-Schalter als auch je eine Berührfläche
für Tele resp. Wide zu finden sind. Verändert man den Zoomauschnitt über
diese Berührflächen, ist keine Geschwindigkeitsänderung möglich - der
Zoom arbeitet schön langsam, wie er auch während einer Aufnahme
einsetzbar ist. Der Zoomhebel auf der Gehäuseoberseite bleibt jedoch
immer aktiv.
Nur auf einen Sucher muss man bei der PJ260VE verzichten.
Datenaufzeichnung
Der PJ260VE verfügt über einen internen Flash-Speicher von 16 GB. Das ist zwar nicht enorm (vor allem, wenn man auf Reisen geht), aber als Reserve oder für kürzere Einsätze absolut ausreichend. Und schliesslich sollte man ja ohnehin die Speicherkartenoption benützen: Der Kartenslot auf der Unterseite des Camcorders nimmt sowohl Memory Sticks (Pro Duo und Pro-HG Duo) als auch SD/SDHC/SDXC-Speicherkarten (Klasse 4 und höher) auf.
Video-, Foto- und Audioqualitäten
Wie schon erwähnt,
ermöglicht der PJ260VE Videoaufnahmen von bis zu 1920 x 1080/50p (H.264
AVCHD Version 2.0). Weitere Formate sind 1920 x 1080/50i (FX und FH),
1440 x 1080/50i (HQ und LP) sowie das Standardformat 720 x 576/50i in
MPEG-2. Das HQ-Format ist vergleichbar mit HDV früherer Modelle, die
noch auf DV-Kassetten aufzeichneten.
Die Fotos werden JPEG komprimiert. Die maximale Bildgrösse ist 3984 x 2240, also 8,9 Mio. Pixel im Format 16:9.
Ausser
bei den beiden höchsten Videoauflösungen können HD Fotos auch während
der Videoaufzeichnung resp. im Videomodus ohne Umschalten aufgenommen
werden (Standfotos).
Audio kann mit dem eingebauten Zoom-Mikrofon
in Dolby Digital 5.1 oder 2-Kanal Stereo aufgezeichnet werden. Mit
einem externen Mikrofon ist ausschliesslich 2-Kanal Stereo möglich.
Im Einsatz
Mit
dem Öffnen des LC-Displays schaltet man auch gleich den Camcorder ein,
und der Objektivschutzverschluss öffnet sich - man ist also sofort
«schussbereit»; gegenüber meinen «alten» Sony Camcordern eine logische
Vereinfachung, umsomehr als ja kein Sucher vorhanden ist (diese Funktion
kann im Menü deaktiviert werden).
Die Play-Modustaste kann nur
mit geöffnetem Display aktiviert werden. Zudem befindet sich dort auch
der Projektor-Schalter sowie ein Power-aus/ein-Taster, da sich das
automatische Ein- resp. Ausschalten auch deaktivieren lässt.
Möchte
man nicht Videos sondern Fotos schiessen, kann dies im Videomodus (in
1920 x 1080 px HD-Auflösung, jedoch nicht im 50p Modus möglich) oder per
Knopfdruck im Photomodus (volle, im Menü vorgewählte Pixelzahl)
erfolgen. Der Fotoauslöser auf dem Gehäuse gleich hinter dem Zoomhebel
hat sich bewährt und ist meiner Ansicht nach einem virtuellen Auslöser
auf dem Display überlegen.
Da der PJ260 viele Zusatzmöglichkeiten
bietet, empfiehlt sich vor dem ersten wichtigen Einsatz nicht nur die
Lektüre der Bedienungsanleitung, sondern man sollte unbedingt auch
mehrere Testaufnahmen mit und ohne all diese Möglichkeiten machen.
Videoformate
Ein direkter Vergleich der Bildqualität aller fünf HD-Videoformate auf einem grossen Plasmaschirm betrachtet ergab auch aus nächster Nähe nur kleine, teilweise gar keine sichtbaren Unterschiede. Theoretisch müsste 50p wesentlich besser wirken als 50i, da die Datenmenge rund doppelt so gross sein muss (50 Vollbilder gegenüber 50 Halbbildern), doch war die Erkennungstrefferquote (bei Tageslicht-Aussenaufnahmen) mit 50% statistisch gleich null, auch bei extremen (normalerweise nicht empfehlenswerten) Schwenks sahen nur die Hälfte meiner Hilfsprobanten Unterschiede. Wenn man den Nachteilen von 50p Rechnung trägt - grössere Datenmenge, höhere Anforderungen an Computer-Hard- und Software bei der Nachbearbeitung, auf Blu-Ray gebrannt nur auf den neusten Playern abspielbar (Details weiter unten), sind die 50i Formate idealer und qualitativ immer noch ausgezeichnet (zumindest momentan, denn das noch wesentlich höher auflösende Formate 4K ist schon in der Pipeline für den Consumerbereich).
Bedienung
Der PJ260VE liegt gut in der
Hand. Alle Hardware-Bedienungselemente sind leicht zugänglich und
ergonomisch plaziert. Das Touchscreen LCD-Display reagiert präzis und
zuverlässig. Die Menüs für die Einstellungen sind klar gegliedert, gut
les- und einstellbar. Die Nachteile des Touchscreens (störende
Fingerabdrücke je nach Lichteinfall, zu wenig Kontrast bei heller
Umgebung) konnte auch Sony nicht verhindern, und es gab Situationen, in
denen ich den Sucher und das «gute, alte Drehradmenü» vermisste. Doch im
grossen und ganzen erhält die Bedienung gute Noten.
In den
meisten Fällen wird der Durchschnittsuser die Automatik benützen, doch
ist es gut zu wissen, dass der PJ260VE diverse manuelle Einstellungen
zulässt und Funktionen wie Gesichtserkennung, Smile Shutter,
Tracking-Fokus u.a.m. bietet.
Bildqualität
Es ist erstaunlich, was die neue Camcordergeneration bietet. Vor allem die erweiterte Weitwinkeloptik zusammen mit dem grossen Zoombereich erleichtert das Finden optimaler Bildausschnitte in allen Situationen. Zudem erlaubt die neuste Steady Shot Technologie ruhige Bilder in Zoombereichen oder beim Gehen, die noch vor ein paar Jahren ohne Stativ nicht brauchbar gewesen wären.
Der PJ260VE verfügt über einen
30fachen optischen Zoomfaktor, der auf 55fach erweitert werden kann.
55fach ist immens! Allerdings hält sich meine Begeisterung insofern in
Grenzen, als dass im erweiterten Vollzoom einerseits die Bildqualität
merklich nachlässt und anderseits der «aktive Steadyshot» (nur zusammen
mit diesem ist der «extended Zoom» möglich) sichtbare Verzerrungen
generiert, überraschenderweise auch, wenn der Camcorder auf ein Stativ
montiert ist. Bis etwa 40fach ist die Qualität jedoch gut, das Bild
erstaunlich ruhig. Wenn man sich mit den Standard Steady Shot begnügt
(der sehr gute Resultate ergibt), steht «nur» der 30fache Zoom zur
Verfügung.
Auch bei wenig Licht ist die Bildqualität immer noch
gut, das typische Rauschen hält sich in erträglichen Grenzen - ein
wesentlicher technischer Fortschritt gegenüber zwei- bis dreijährigen
Camcordern.
Projektor
Eigentlich dachte ich, dass der
eingebaute Projektor eher ein Verkaufsgag sei. Doch nach den ersten
Versuchen und der Reaktion meiner Mitmenschen änderte ich meine Meinung:
Natürlich sollte man sich in einem möglichst abgedunkelten Raum
befinden und die Projektorfläche sollte möglichst weiss sein. Doch wenn
diese Bedingungen erfüllt sind, kann man problemlos Bildgrössen von 1m
Diagonale in guter Qualität erreichen. Und dass man eben Aufgezeichnetes
den «Akteuren» sofort und (beinahe) überall zeigen kann, ist reizvoll
und wird mit Begeisterung verdankt.
Auch die beiden im Display eingebauten Minilautsprecher klingen überraschend gut und ergänzen den Überraschungseffekt ideal.
GPS
Der
PJ260VE hat GPS eingebaut. Falls aktiviert, zeichnet das GPS (wenn
immer möglich) den Aufnahmestandort ein. Das ist vor allem praktisch,
wenn man sich nach einer längeren Reise nicht mehr genau an die Orte
erinnern kann, wo man schnell etwas festgehalten hat.
Das GPS
zeigt einem auf Wunsch auch die momentane Position an und war in all
meinen Versuchen erstaunlich genau. Die Karte kann mit dem Zoomhebel
vergrössert und verkleinert werden.
Wer GPS nicht verwenden will, kann es ausschalten.
Blu-Ray/50p
Die
Datenstruktur, die aufgezeichnet wird, entspricht genau derjenigen von
Blu-Ray Disks. Man kann also den Speicherinhalt direkt auf eine Blu-Ray
brennen und diese dann im Blu-Ray Player abspielen. Es gilt jedoch zu
beachten, dass nur die neusten Playermodelle AVCHD 2.0 (50p) wiedergeben
können. Weder mein letztjähriger Sony- noch mein erst ein paar Monate
alter Panasonic BD-Player schafften dies: Der Ton war da, aber das Bild
schwarz. Da ich mit diversen Formate experimentiert hatte, war das Bild
aller 50i Formate in voller Pracht vorhanden.
Das Brennen auf
Blu-Ray Scheiben (z.B. wiederbeschreibbare) ist (momentan) auch eine
relativ sichere Weise, seine Daten zu speichern und später einmal zu
bearbeiten.
50p ist jedoch auch für neuste Computer Hard- und
Software noch eine Herausforderung. So konvertieren denn die meisten
Videoschnittprogramme die 50p Daten in ein «bearbeitungsfreundlicheres»
Format.
Ausser via HDMI Kabel direkt vom Camcorder auf den
Fernseher konnte ich die 50p Streams nur noch über den einen MediaPlayer
ruckelfrei wiedergeben.
Fazit
Der HDR-PJ260VE von Sony
ist ein faszinierender Camcorder, der eigentlich alles kann, was man von
einem modernen Camcorder erwartet ... und noch einiges mehr.
Wenn
auch einige erweiterte Funktionen wie «Automatische Aufnahme eines
Lächelns» nicht alle User gleichermassen beeindrucken werden, und man
den erweiterten Zoom nie voll ausreizen sollte, sind es die allgemein
ausgezeichnete Bildqualität, der überraschend gute Projektor und die
wirklich einfache, intuitive Handhabung, die diesen Camcorder, auch bei
seinem eher stolzen Preis, empfehlenswert machen.
vielseitig
eingebauter Projektor
guter Steady Shot
Preis etwas hoch
Onlinelink:
http://www.avguide.ch/testbericht/hansdampf-sony-hdr-pj260ve-camcorder